Kupferstich und Internet ist eine grandiose Kombination. Virtuelle Sammlungen bieten Zugang zu Material, dass man in Museen oder gedruckt nie in dieser Fülle zu Gesicht bekäme. Und die feine Technik eines sauber gearbeiteten Stiches kommt auf einem Bildschirm noch einmal ganz anders zur Geltung, wenn man erstaunt feststellt, dass die Ansicht schon dreimal so groß ist wie das Original und immer noch gestochen scharf.

Zu meinen Lieblingsstücken zählen fraglos die Leipziger Stadtansichten von Christian Heckel, die schon unter fachkundigen Zeitgenossen helle Begeisterung auslösten. “Kein Abriss einer Stadt kann ähnlicher seyn”, rühmte ihn sein Kollege Christian Friedrich Boetius, der sich Jahrzehnte später an Heckel als das größte Talent unter den Leipziger Kupferstechern des frühen 18. Jahrhunderts erinnerte. Jedes Exemplar der wundervollen Stücke war schon damals “brüderlich einen Ducaten werth.” Heckel, geboren 1677 in Bischofswerda, starb kurz nach Vollendung dieses Meisterwerks, kaum dass er seine Lehre beendet hatte – ein unvollendet gebliebenes Genie.

Die Platten der Leipziger Stiche wurden an den Amsterdamer Verleger Peter Schenk verkauft, der mit seinem Namen versehen die meisten der heute noch erhaltenen Abzüge druckte. Sie sind in Sammlungen fast immer falsch und/oder nur schwer auffindbar katalogisiert. Mit Klick auf die Bilder unten landet man direkt im Virtuellen Kupferstichkabinett, das die besten Digistalisate zur (zoombaren!) Ansicht bietet. Auf doppelte Größe oder mehr aufgepustet, erkennt man erst wirklich den wundervollen Mikrokosmos, den Heckel hier geschaffen hat.